… ist Stress mit Kinden nur an einem anderen Ort, sagen zynische Zungen. Ist aber auch so. Gerade mit kleinen Kindern die zuviel Energie haben, existiert Erholung nur noch in der verblassenden Erinnerung. Trotzdem gehört es zum Abenteuer „Familie“ dazu. Mit allem drum und dran. Lange Fahrten, ungewohnte Umgebung und neue Eindrücke die verarbeitet werden wollen. Gerade letzteres führt in Kleinkindern zu sehr unterschiedlichen Reaktionen. Das Spektrum reicht von schnell platt sein bis hin zur völligen Unfähigkeit wieder runter zu kommen.
Ich habe zwei Jungs, die praktisch von früh bis spät beschäftigt werden wollen. Da ist wenig Platz für eigene Interessen. Abends mal ein Bier auf der Hafenpromenade trinken, schön Essen gehen oder jede andere Art von Instagram-Urlaubsaktivitäten sind nicht drin wenn immer einer Wache halten muss. Aber wie bei allem im Leben ist es eine Frage der Erwartung wie man damit umgeht.
Ich habe in den ersten Jahren sehr damit gehadert und damit eine zusätzliche Belastung geschaffen. Nicht nur für mich. Mir war immer klar, dass die bewusste Entscheidung für Kinder nunmal auch Entbehrungen mit sich bringt. Es ist ja nun kein Geheimnis oder Überraschung dass sie einen eigenen Willen haben und jede Menge Arbeit machen. Also habe ich mich mal mehr mal weniger offen darüber beschwert dass mir (bzw uns) so wenig Zeit für einen selbst bleibt.
Ein wenig neidisch war ich auf jene Bekannte, deren Frauen sich ganz klassisch um die Kinder kümmerten und denen selbst genug Freiraum damit bleibt. Aber ich habe mich dafür geschämt und eigentlich wollte(n) ich/wir diese antiquierte Rollenverteilung nicht.
Unterm Strich muss man einen Tod sterben. Meine Familie wäre irgendwann an dieser unterschwelligen Unzufriedenheit kaputt gegangen und das gehört zu den letzten Dingen die ich wollte. Meine Frau konnte ich nun auch nicht mehr zu einem 50er Jahre Heimchen umkonditionieren (was ich vermutlich auch schnell ganz furchtbar gefunden hätte), also blieb nur eins: Zähne zusammenbeißen und durch. Kompromisse gehören ebenso zu einer Familie wie Kackwindeln, Einschlafbegleitung und endlose Diskussionen warum jetzt genau das gemacht werden muss was angesagt wurde.
Der Lichtblick aus dieser Pattsituation ist in meinem Fall die Tatsache, dass ich für heutige Verhältnisse relativ jung Papa geworden bin und ich meine Halbzeit (hoffentlich) noch nicht erreicht habe wenn die Kinder ohnehin lieber ihren eigenen Dingen nachgehen wollen und man nur noch ein peinlicher Störfaktor ist.
Dann wird Urlaub auch wieder Entspannung sein. Entweder mit ungesundem Extremsport oder frührentnerhaften Wellnessretreats. Bis dahin bin ich froh, wenn das was wir den Kleinen so bieten mit möglichst wenig Maulen und umsomehr Augenfunkeln angenommen wird.
Diese Gedanken kamen mir bei unserem ersten echten selbst organisierten Familienurlaub und der Frage wie es so manche Bekannte ertragen mit Kindern sehr lange Reisen an entfernte Orte zu meistern, wo uns schon bei vielen Tagesausflügen sehr schnell die Hutschnur geplatzt ist.
Wie ist es bei euch? Urlaub mit Kindern: schöne zukünftige Erinnerung oder Vorfreude endlich bald wieder arbeiten zu gehen?